Gestalttherapeutisch orientierte Seelsorge ist die Weiterentwicklung des psychotherapeutischen Verfahrens, der Gestalttherapie, für die Seelsorge. Gestalttherapie hat zum Ziel, die Begegnung von Menschen zu fördern. Sie wurde in den 30er Jahren im Anschluss an die Psychoanalyse von Fritz und Lore Perls, Paul Goodman, Irving und Miriam Polster und anderen entwickelt. Begegnung setzt Kontakt voraus. Zentral ist daher in der Gestalttherapie der Begriff Kontakt. Kontakt meint einen Prozess des Austausches zwischen dem Einzelnen und seiner Umwelt. Dazu brauche ich zum einen Kontaktfähigkeit, zum anderen die Fähigkeit, mich gegenüber der Umwelt als selbständiger Organismus zu behaupten und die eigenen Bedürfnisse zur Geltung zu bringen. Dieser Prozess ist störungsanfällig. Gestalttherapie behandelt die Störungen des Kontaktes und setzt dabei an den offensichtlichen Phänomenen, den sichtbaren Problemen, im Hier und Jetzt an. Sie unterstützt die Entdeckung und Weiterentwicklung der eigenen Ressourcen. Gestalttherapie ist ein dialogisches Verfahren, das eine seiner Grundlagen aus der Ich-Du-Philosophie Martin Bubers bezieht. Daher ist die Selbsterfahrung in der Gruppe, in der ich mich als Ich im Gegenüber zu einem Du erlebe und Rückmeldung aus der Gruppe bekomme, wesentlicher Baustein der Weiterbildung. Grundlegend in der Arbeit von Gestalttherapeutinnen und Gestaltseelsorgern ist „awareness“, meistens übersetzt mit Gewahrsein. „Awareness“ meint eine Aufmerksamkeit, die wahrnimmt, möglichst ohne Bewertung und Absichtlichkeit. Daneben werden auch kreative Techniken aus dem Bereich von Körperarbeit, Kunst- oder Musiktherapie angewandt, wenn sie dazu beitragen, die Hindernisse für einen Dialog zu verringern oder zu beseitigen. Techniken werden also nicht um ihrer selbst willen eingesetzt, sondern um die Begegnung zu fördern.
Voraussetzung sind, neben einem Studienabschluss in Theologie, Religionspädagogik oder ähnlichem zwei Zulassungsgespräche. Kern der Weiterbildung ist eine dreijährige Weiterbildungsgruppe (insgesamt 15 Kursblöcke, jeweils von montags bis donnerstags), die sich in zwei Abschnitte gliedert: Eine Grundstufe mit dem Schwerpunkt auf Selbsterfahrung und biographischer Arbeit und eine Aufbaustufe, die die zunehmende Professionalisierung zum Ziel hat. Dazu kommen eine Lehranalyse, thematische Einzelkollegs und Supervision der eigenen Arbeit. Die Weiterbildung entspricht den Standards der Deutschen Gesellschaft für Pastoralpsychologie (DGfP). Nach ihrem Abschluss mit einer Arbeit und Kolloquium kann die Aufnahme in die DGfP (www.pastoralpsychologie.de) als ordentliches Mitglied beantragt werden. Bei Eignung ist im Anschluss eine Weiterbildung in Supervision möglich.